Ich fange mal an mit...

Dem Standardwerk wenn es um Piraterie geht und welches da mit glorreichem vollen Titel heißt:
"A General History of the Robberies and Murders of the most notorious Pyrates and also their Policies, Discipline, and Government from their first Rise and Settlement in 1717 to the present year, with the Adventures of the two Female Pyrates, Mary Read and Anne Bonny. To which is prefix'd An Account of the famous Captain Avery and his Companions; with the Manner of his Death in England." - uffta!

Dieses Buch also wurde 1724 geschrieben von einem Capt. Charles Johnson, in dem manch gelehrter Kopf des 20. Jahrhunderts niemand geringeren als Daniel Defoe, bekannt durch seinen
Robinson Crusoe, vermutet haben. Diese Annahme wurde mehrfach wiederlegt, andere Namen - u.A. Nathaniel Mist und jüngst sogar ein deutscher Seemann aus Lübeck - als Autoren vorgeschlagen. Fakt ist, die Autorenfrage wird wohl ungeklärt bleiben müssen, sollte nicht doch irgendwann einmal ein entsprechendes Dokument auftauchen.
Aber egal ob Daniel Defoe oder Captain Johnson, dieses Buch bietet die früheste und erste Zusammenfassung der Biographien der bekanntesten Piraten - unter ihnen so illustre Gestalten wie Henry Avery, Blackbeard, Jack Rackham und natürlich Anne Bonney und Mary Read, aber auch weniger glückliche Zeitgenossen wie Stede Bonnet oder Thomas Anstis. Damit hat das Buch ebenfalls den Vorteil, zeitlich näher an den Ereignissen "dran" zu sein als so mancher späterer Bericht, erschien es doch unmittelbar gegen Ende des "Goldenen Zeitalters" der Piraterie und stützt sich auf damals zugängliche Quellen, die heute teils verloren sind.
Jedoch schmückt Johnson seine Beschreibungen auch etwas aus. Er ergeht sich in Beschreibungen fremder Inseln, exotischer Früchte, "wilder" Menschen; und im zweiten Band seines "Piratenlexikons", den er etliche Monate später folgen ließ, sieht es so aus als wäre der ein oder andere Lebenslauf gar gänzlich frei erfunden.
Diese Spekulation mag man auch hier anstellen; ist doch Johnson der erste, der von Mary und Anne berichtet, und würde nicht ein Eintrag in einem jamaikanischen Sterberegister für Mary Read existieren, könnte man fast schon darauf kommen, dass hier die Fantasie mit Johnson/Defoe/... durchgegangen ist und er die beiden weiblichen Piraten einfach erfunden hat.
Diese Abschweifungen, zusammen mit dem sehr umständlichen Schreibstil und dem ohnehin nicht ganz einfachen Englisch des 18. Jahrhunderts, welches auch für geübte Leser manchmal die ein oder andere Hürde bietet, macht dieses Buch manchmal zu einer Geduldsprobe. Man darf nicht erwarten, dieses Werk ähnlich schnell "durch" zu haben wie ein modernes Buch mit vergleichbarer Seitenzahl.
Ich empfehle das "Standardwerk über die Piraterie" daher wirklich nur denjenigen, die sich intensiv mit der Materie befassen und auch Wert auf Quellenkunde legen. Wer sich nur einfach mal so informieren möchte, dem seien u.A. eher die Werke David Cordinglys ans Herz gelegt, der ebenfalls die Biographien der bekanntesten Piraten in prägnanter, moderner Form zum Besten gibt.
Verlag: Dover Pubn Inc; Auflage: New Ed (26. Januar 1999)
Sprache: Englisch
ISBN: 978-0486404882
Edit: Ich hab das Thema mal geteilt, ich finde es besser wenn jede Buchvorstellung einen eigenen Thread bekommt. So bleibt es übersichtlicher, wenn noch andere ihre Meinung dazu sagen wollen.
-Cagypso