In Antwort auf:Die Diskussion ueber moderne Piraten passt nicht in den originaeren Trafalgarthread. Seis drum
Über Trafalgar ist eh alles gesagt (verzeih mir, Lord Nelson). Also, ich meine, über meinen Urlaub an besagtem Strand ist alles gesagt, und Gottlob geht es hier im Forum ja nicht so genau Bevor wir hier jetzt einen Thread über moderne Piraten aufmachen, der dann auch nach 3, 4 Beiträgen zum Stillstand kommt, reden wir lieber hier weiter und ich editiere irgendwann den Threadtitel entsprechend. Soviele Kleinthreads find ich immer was nervig, weiß nicht wie's euch da geht. Möcht die Mehrheit einen Extrathread? Dann machmer einen, auch kein Thema.
In Antwort auf:Im Gegensatz zur Karibik vor 300 Jahren ist die Piraterie der Somalier nicht Teil eines Konfliktes der Europaeischen Grossmaechte untereinander um Kolonien und Marktanteile.
Tjah, so ist es doch immer. Seien es nun kollidierende Großmächte, der Streit um Erdöl, das Bestreben eines Landes, als allgemeiner Anti-Terror-Held dazustehen oder sonstwas. Kaum steht Kapital dahinter, interessierts auch die Allgemeinheit. Insofern auch wieder irgendwo verständlich, dass ein paar Fischer, die halt bisher mehr recht als schlecht ihren Unterhalt verdient und nebenher vielleicht ein bißchen kleinkriminelle Machenschaften betrieben haben, plötzlich zu ganz anderen Mitteln greifen und Großfrachter überfallen. Immerhin ist ihnen so das Medieninteresse und damit ein wenig Aufmerksamkeit für ihre Sache gewiss. Ich möchte mal unterstellen, dass wir wahrscheinlich genauso handeln würden, wenn es uns so dreckig ginge wie denen. Frei nach dem Motto: Schlimmer kanns ja eh nimmer werden
Den Vergleich mit Privatiers möchte ich hier mal ausklammern, die die meiner Meinung nach separat zu betrachten sind - immerhin sind die auf Kommission gesegelt, auch wenn sich manche dann auf offener See und außerhalb der Hoheitgewässer nachgerade ihren direkten Befehlen entgegengesetzt haben. Freibeuter bzw. Privateer war ein wenn auch leicht anrüchiger, so doch im allgemeinen Verständnis ehrbarer, rechtschaffener Beruf. Henry Morgan z.B. legte Zeitlebens Wert darauf, nicht als Pirat bezeichnet zu werden.
In Antwort auf:Das es gewisse Zunftregeln zur Versorgung von Versehrten und Angehoerigen gab, zeigt, dass die damaligen Piraten gar nicht so weit ausserhalb der etablierten Gesellschaft standen und solch alltaegliche Sicherheiten zu schaetzen wussten.
Sicherlich, ja. Einige, viele...aber eben nicht alle. Grade gegen Ende des Goldenen Zeitalters, während der Amerikanischen Revolution, war davon nicht mehr viel übrig. Diesen Piraten ging es wie unseren Somalis, nämlich in den meisten Fällen um die bloße Existenz. Das tat es zwar bei früheren Piraten auch, aber das war nicht so eine vollkommene "Von der Hand in den Mund"-Mentalität. Für Articles of Agreement mit 400 Silberstücken für ein verlorenes Bein oder Gentlemen wie Robert Culliford, der der Witwe eines gefallenen Schiffskameraden noch dessen Habseligkeiten und etwas Geld nachschickte, war zu Laffites etc. Zeiten kein Platz mehr.
Andererseits gab es auch im Goldenen Zeitalter schon welche, die eher für ihre Brutalität denn ihren Ehrenkodex bekannt waren: L'Ollonais, La Buse...
Der Robin Hodd-Effekt (gutes Beispiel übrigens) hat im Nachhinein sicher vieles verschleiert, vertuscht und verschönt.
In Antwort auf:Aber vielleicht tut sich ja mal ein Somali hervor und versenkt ein Torpedoboot oder sie schaffen den Anschluss an Al Qaida, dann klappt das mit dem Heldentum auch noch fuer sie. O.K. vielleicht nicht gerade in Europa.
The crew knows best- but the Captain's always right.
Charisma zeigt sich erst in der Meuterei.
Machen wirs doch einfach alphabetisch - der Jüngste fängt an!
@Piratenehre: Nun ja, zumindest gab es damals den allgemeinen Grundatz (oder die Richtlinie ), dass Gewalt gegen die Besatzung des gekaperten Schiffes nur angewendet werden darf, wenn diese sich widersetzt. Klar, nicht alle Crews haben danach gehandelt. Aber im Grunde war *sinnlose* Gewalt verpönt.
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Some pirates achieved immortality by great deeds of cruelty or derring-do. Some achieved immortality by amassing great wealth. But the captain had long ago decided that he would, on the whole, prefer to achieve immortality by not dying.
Ich wage zu bezweifeln, dass bis zum Exitus besoffene Mannschaften, deren Mitglieder vielleicht eh nicht so helle waren, sich im Eifer des Gefechts daran noch gehalten haben. Dazu kamen ja auch nationale oder religiöse Vorurteile, z.B. gegen Franzosen, Katholiken, Protestanten... Ich glaube, dass da so manch einfachem Piraten die Hand schon von Haus aus lockerer am Messer saß, zudem wenn ein gewisser Promillespiegel dazukam.
Inwieweit das natürlich jetzt Einzelfälle oder die Regel waren, kann man kaum mehr sagen. Hier müssten echt mal mehr Quellen ausgearbeitet werden. Es gab ja andererseits dann wieder die "Gentlemen Pirates", die nie jemandem ein Haar gekrümmt haben (Stede Bonnet z.B.).
Schwieriges Thema
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@"Dazu kamen ja auch nationale oder religiöse Vorurteile, z.B. gegen Franzosen, Katholiken, Protestanten": aaaaaaaaja. (Somit weiss ich jetzt auch, dass man diverse PM-"Vorgeschlaege" mit Vorsicht geniessen sollte... *kicher*)
Die letzten zwei mails sind wohl eher was unter euch.
Herr Bonnet war nicht eben gluecklich oder erfolgreich als Pirat. Seine Mannschaft hatte er zunaechst nicht im Griff und er musste wohl oder uebel mit Blackbeard zusammengehen und ihm Leute und Kommando abtreten. Er hat es dann nach gluecklicher Begnadigung geschafft, seine Anstellung als Privatier sofort zu verspielen und wurde nach insgesamt nur einem Jahr zur See gehaengt. Mir kommt es so vor, dass er fuer den Job zu weich war. Das ist jetzt nur wikipedia-Wissen, laesst ihn aber als Beispiel fuer allgemeinen Ehrenkodex ausscheiden.
Bonnet wird aber in den Quellen, vor allem in Zeugenaussagen von Opfern auf Prisenschiffen, immer als äußerst freundlich und zuvorkommend beschrieben. Frauen bot er umgehend sein Quartier an und ließ sie bei nächstmöglicher Gelegenheit an Land. Zu verheirateten Männern mit Kindern war er ebenso gnädig.
Ob er seine Mannschaft im Griff hatte oder nicht spielt dabei m.E. keine Rolle. Er ist ja *vorsätzlich* Pirat geworden. Er hat eine gutgehende Plantage verkauft, seine Frau und sein Kind sitzen lassen und hat sich eine Schaluppe gekauft und eine Mannschaft angeheuert, mit dem erklärten Zweck, Pirat zu werden. Ob das nun Robin Hood-Motive à la "Nimm dem Reichen und gib dem Armen" waren, oder ob er, wie Captain Johnson meint, einfach etwas out of his mind war, ist dahingestellt. Er selber scheint sich durchaus am Anfang seiner Karriere als Pirat verstanden und als solcher gehandelt zu haben.
Habe grade eben mal den Wiki-Eintrag gelesen. "Bonnet stayed on Blackbeard's ship as a guest" - ja so kann man das auch nennen Eingesperrt in die Kapitänskajüte und mit schweren Eisen an de Fööß. Ich glaube, Blackbeards "Gastfreundschaft" hätte ich nicht genießen wollen. Andererseits muss grade er sich ja über den "Waschlappenpirat" Bonnet kringelig gelacht haben...
Gut, Bonnet ist vielleicht nicht grade das Paradebeispiel für einen Piraten mit Ehrenkodex.
Aber nehmen wir dafür doch Edward England. Dem wurde seine Gutherzigkeit ja sogar zum Verhängnis. Und demgegenüber stellt man dann jemand wie L'Ollonais.
Ich denke, dann kann man schon sagen, damals gab es eben welche mit "Ehre" und brutale Killer; welches jetzt die Regel und welches die Ausnahme war, wird man nicht wissen. Bei den modernen scheint mir dagegen eher letzterer Typ vorzuherrschen. Zumindest ist mir noch keine solche Story wie über Stede Bonnet über einen der Somali untergekommen
P.S.: OT ist bis zu einem gewissen Grad hier erlaubt
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